Magazin Reiseberichte

Neuseeland – am besten mit dem Bus

Reisebericht    

Es ist vorteilhaft, Freunde in fremden Ländern zu haben. Zumindest einige Übernachtungen können auf diese Weise eingespart werden.

Dies gilt natürlich auch für diverse Unternehmungen, da die „einheimischen“ Freunde es sich selbstverständlich nicht nehmen lassen, als Fremdenführer zu agieren. Das hat den riesigen Vorteil, dass man sich zunächst einmal einfach zurücklehnen und sich von den Aktivitäten und Sehenswürdigkeiten, die einem vorgesetzt werden, überraschen lassen kann.

Schwierig wird es allerdings, wenn man selber mit „low Budget“ unterwegs ist und die Freunde sich lieber in „echten Hotels“ einbuchen wollen.

    Hostels und Bus / Bahn

Ja, manchmal ist es notwendig, sich von den Freunden zu trennen, wie es mir einmal in Neuseeland passiert ist. Nicht, dass ich mit der Wahl der Sehenswürdigkeiten meiner Freunde nicht angetan war.

Wir waren auf den Ninety Mile Beach, haben die Bay of Islands gesehen und sind bis in den Geysir-Park von Roturoa gekommen. Allerdings habe ich festgestellt, dass mein Budget unter den Ansprüchen meiner Freunde zu leiden anfing.

Ich besaß ein Busticket zur Rundreise innerhalb von 28 Tagen im Land. Also wollte ich alleine weiterreisen.

Die günstigste Art zu nächtigen ist in Neuseeland das Backpackers Hostel, gefolgt von den regulären Jugendherbergen. Wer sich nun wundert, dass ich lieber alleine als mit meinen anspruchsvollen Freunde weiterfahren wollte, dem seien einige Gründe gesagt. Man ist im Hostel / Herberge niemals alleine. Irgendwie kommt man hier immer mit anderen Reisenden ins Gespräch. Oftmals ergeben sich neue Kombinationen. Vor allem aber kann man in den Hostels neue Ideen für die weitere Fahrt erhalten, denn die einen Gäste waren bereits am nächsten geplanten Ort. So lernt man die Geheimtipps der Backpacker kennen. Viel besser als jeder Reiseführer.

Ebenso ist es fantastisch, dass dort junge Leute aus der ganzen Welt Station machen. Man macht viele neue Bekanntschaften mit Gleichgesinnten aus aller Welt. Und egal, auf welche Art man weiterreist, den einen oder anderen trifft man im nächsten Hostel wieder. Eine wunderbare Sache.

Die Entscheidung, ob mit dem Bus oder der Bahn gefahren werden sollte, war leicht getroffen. Der Bus hat gewonnen! Denn mit ihm kann man auch abgelegene Orte erreichen. Wer in den Nationalparks an den Anfängen von Wanderwegen abgesetzt werden möchte, braucht dem Busfahrer nur Bescheid geben. Oftmals gibt es da tatsächlich eine Haltestelle.

Die Busfahrer sind in Neuseeland ohnehin ein Phänomen. Sie sind nämlich auch Fremdenführer. Für die Einheimischen, die den Bus nutzen, mag es mega langweilig sein, die Geschichte über das Land und die Besonderheiten der Region immer wieder zu hören, wenn sie diese Strecke fahren. Für die Touristen, die mit dem Bus reisen, ist es einfach wunderbar. Man entspannt sich einfach in seinem Sitz und lässt sich in einem neuseeländischen Akzent über das Land und die Leute berichten. Ich würde es jederzeit wieder machen.

Kawarau Bridge Bungee - Near Queenstown  The birthplace of bungee jumping, Neuseeland


So halten die Busse unter anderem auch zum Bungee-Jumping bei A.J. Hackett in Queenstown. Ja, es wird Pause genannt. Aber ich bin überzeugt, dass die Busfahrer nicht uneigennützig halten. Und tatsächlich springt der eine oder andere Businsasse, zum Gaudi aller anderen. Natürlich werden sie vorgezogen, wenn sie im Regionalbus fahren. Auch wenn ich mich selber nicht getraut habe: Es ist schon eine ganz besondere Atmosphäre dort oben mit den anderen Zuschauern vor der Brücken zu stehen, von der aus gesprungen wird und mit allen zusammen für den Absprung rückwärts zu zählen. Ganz großes Theater!

   Das Schauspiel der Keas

Der Kea ist ein papageiartiger Vogel, der in Neuseeland heimisch ist. Und er ist nicht nur schlau, sondern auch geradezu gerissen. Mit seinem starken Schnabel knabbert er einfach alles an, was ihm interessant erscheint. Auch die Rucksäcke harmloser Wanderer.
Kea, der schlaue Vogel von Neuseeland.

Am Arthurs Paß, wo wir aufgrund des Wetters einige Tage festhingen und uns regelrecht in der Jugendherberge gestapelt haben, haben sie wohl auch Langeweile gehabt. Denn jeder Spaziergänger wurde intensiv „begutachtet“. Bei mir hieß das, eine kaputte Trinkflasche, die an der Außenseite des Rucksackes befestigt war. Ein kaputter Hauptverschluss, den sie einfach mal angeknabbert haben. Und ein großes Loch im Wanderschuh (welches vorher wohl in kleinerer Form bereits vorhanden war)!

Andererseits ist man stets versucht, den kleinen Charmeuren die Hand hinzuhalten, damit sie sich drauf setzen. Naja: Auf jeden Fall konnten wir tolle Fotos schießen.

Nach drei Tagen in der überfüllten Jugendherberge fuhren die Busse endlich wieder, sodass nur noch die tatsächlich aktuell eingebuchten Gäste ihre Betten beziehen konnten. Ein Hurra auf die Normalität.

    Die Wale vor Kaikoura

In den meisten Reiseführern wird Kaikoura namentlich erwähnt.

Kein Wunder, fahren hier doch die Boote zu den Walbesichtigungen ab. Bereits bei der Reservierung des Hostelplatzes wurde ich gefragt, ob ich an einer Walbesichtigung teilnehmen möchte. Selbstverständlich! Ein toller Service der Hostelleitung.

Doch auf See hatte es die letzten Tage ordentlich gestürmt. Bei so einem Wetter verlassen die Wale die Regionen vor der Küste in ruhigere Gebiete. Und so haben sich die Gäste auch in dieser Herberge getürmt. Denn jeder der blieb, sollte bei der nächstmöglichen Tour mitfahren.

Damit die Stimmung nicht ganz in die Minusgrade sackte, hatte die Hostelmutter ein Geheimrezept: Selbstgebackenen Schokoladenkuchen mit halbflüssigem Guss. Wieder etwas, das man vorbestellen musste. Denn durch den hohen Andrang im Hostel, musste die Gute gleich mehrere Kuchen backen, um wenigsten die Hälfte von uns versorgen zu können.

Auch wenn es wie ein heilloses Durcheinander wirkte, war es für uns Low-Budget-Reisende einfach fantastisch. Wir haben viel Zeit gehabt, uns gegenseitig kennenzulernen, die Region zu erkunden und uns mit Schoko-Kuchen vollzustopfen.

Die abendlichen Parties waren für die Nachbarn wohl eher nicht so toll. Wir fanden sie klasse.
Und dann kam endlich der Morgen, an dem es hieß: „Es geht raus aufs Meer!“. Mit dem Jet-Boat sind wir in aller Herr-Gotts-Frühe hinausgefahren. Eine Herausforderung, wenn man nicht Meer- bzw. Jet-Boat erprobt ist. Nur leider haben wir sie letztendlich nur gehört, nicht gesehen. Auch die nachfolgenden Gruppen hatten kein Glück. Wie gut, dass wenigsten die Robben auf den Felsen in Pose saßen und wir so noch zu tollen Erinnerungsfotos kamen.

Wer nach Neuseeland kommt, sollte mindestens vier Wochen Zeit mitbringen. Sonst lohnt sich der lange Flug einfach nicht. Aber eines weiß man nach diesem Urlaub garantiert: Dies ist ein Urlaubsziel, an das es sich zurückzukommen lohnt!
(ex)

bbbackpacker Sogehtextrembillig

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