Reise-Magazin

Indien: Wachstumsmarkt am Himmel – eine Übersicht der indischen Airlines mit persönlichem Erfahrungsbericht von FlyMartin



Der indische Flugmarkt brummt wie noch nie. Das hat zwei entscheidende Gründe. Indien besitzt einen Heimatmarkt wie kaum ein anderes Land und für immer mehr Inder wird das Fliegen gegenüber einer langen und unbequemen Zugfahrt immer mehr bezahlbar, so dass sich auch mittelständische Familien mal einen Wochenendtrip nach Goa an den Strand leisten können. Wir haben für euch im Februar insgesamt vier indische Airlines getestet. Darin
enthalten war IndiGo, der aktuell am schnellsten wachsenden Airline in Asien, SpiceJet, Kingfisher Red Service sowie Jet Airways Konnect.

SpiceJet, die erste indische Billigfluggesellschaft des Landes fliegt momentan mit einer modernen Flotte von 25 Boeing 737-800 sowie fünf Boeing 737-900. Für Regionalstrecken ab Chennai, Hyderabad sowie Bangalore setzt SpiceJet seit neuestem verbrauchsarme sowie Kosten sparende Maschinen der Firma Bombardier Dash 8-Q400 ein, die nun seit zwei Monaten in die bestehende Flotte intregriert werden. Mit diesen Maschinen bedient SpiceJet passagierärmere Nebenstrecken wie Hyderabad-Vijayweda oder Chennai-Mangalore.

SpiceJet stellt eine kostengünstige Option für den Reisenden in Indien da. Die Preise beginnen kostengünstig ab 999 Rupien (etwa 15 Euro) inklusive Freigepäck. Optional preisgünstig zubuchbar ist ein Snack an Bord.

Die bis dato einzigen Auslandsstrecken Delhi-Kathmandu sowie Chennai-Colombo sowie erfreuen sich immer steigender Beliebtheit.

Meinung: Wir haben SpiceJet für euch auf der Strecke zwischen Colombo und Chennai sowie einen Weiterflug auf Chennai-Hyderabad getestet. Preislich lag Colombo-Chennai-Hyderabad bei preisgünstigen 7280 LKR (etwa 48 Euro) inklusive einem Snack an Bord. Für das optional zubuchbare Frühstück hat SpiceJet 200 Rupien (etwa 3 Euro) veranschlagt. SpiceJet konnte uns leider nicht überzeugen. Nicht nur, dass SpiceJet nicht in der Lage war, unseren eingecheckten Koffer bis nach Hyderabad durchzuchecken, sondern auch, dass die Kabinen der eingesetzten Boeings nicht im besten Zustand waren. Beide Flüge auf SpiceJet waren zwar pünktlich, dennoch ist die Pünktlichkeitsrate in den letzten Monaten äußerst schlecht. SpiceJet ist also nur bedingt bei günstigen Flugpreisen empfehlenswert.

IndiGo wurde vor fünf Jahren gegründet und schoss wie ein Pilz aus dem Boden. Mittlerweile wirbt IndiGo mit „Indias coolest Airline“ und Indiens pünktlichste Airline zu sein. Aktuell fliegt IndiGo mit einer reinen Flotte von ausschließlich Airbus A320. Neben den momentan insgesamt 45 Maschinen, die IndiGo in der Flotte hat, schockte IndiGo vor kurzem die komplette Branche, als sie eine Bestellung über 150 Airbus A320neo, dem Nachfolgemodell des Airbus A320 aufgaben. Mit diesem Schritt ist IndiGo auf dem Weg in den folgenden Jahren Indiens größte Airline zu werden.

IndiGos Einstiegspreis liegt bei kostengünstigen 1700 Rupien (etwa 25 Euro), beispielsweise auf der Strecke von Delhi in das bei Indern beliebte Lucknow (drei mal täglich). Optional zubuchbar ist ein günstiges Meal/Snack während der Buchung. Eine wie in Europa bekannte Kreditkartengebühr fällt auch hier nicht an. Desweiteren ist das Gepäck inklusive.

Meinung: Für euch haben wir IndiGo zwischen Hyderabad und Bhubaneswar (Hauptstadt des Bundesstaates Orissa) getestet. IndiGo konnte uns voll überzeugen. Frische und moderne Homepage, einfacher Buchungsablauf, sowie schneller und effizienter Check-in im modernen Airport von Hyderabad. Neben dem günstigen Flugpreis von nur 48 Euro inklusive Bordsnack (Einstiegspreis) bei Buchung drei Monate vor Flug und dem überpünktlichen Flug stellte dieser Flug SpiceJet groß in den Schatten. Preislich liegen die zubuchbaren Snackpreise gegenüber SpiceJet allerdings mit 210-240 Rupien (etwa 3,10 Euro – 3,50 Euro) geringfügig höher.

Angeblich ist IndiGo Asiens pünktlichste Airline. Die Aufzählung ihrer Auszeichnungen (Beste Billigairline Asiens etc) ist Bestandteil jedes Fluges bei IndiGo – und auch dort musste ich direkt wieder daran denken, dass die frische und moderne IndiGo ein Gegenbeispiel zu SpiceJet ist. Mit frischen Werbeslogans wie „Sleep with your Wife – Same day return flights from all metros“ redet in Indien sicherlich jeder über IndiGo. Daneben hat IndiGo die besten Auslastungen im indischen Luftverkehr, während die altmodische und teure AirIndia kurz vor der Insolvenz steht.

Kingfisher Red Service ist ein „Billigableger“ von Kingfisher Airlines. Durch großen Preis- sowie Konkurrenzdruck von anderen Airlines und sinkenden Passagierzahlen sah sich die etablierte Kingfisher Airlines gezwungen, einen Ableger einzuführen, der für die meisten bezahlbar, aber auch die bekannte Kingfisher Qualität bietet. So wurden beim Billigableger Kingfisher Red Service die Umbuchungsgebühren gegenüber Kingfisher Airlines gesenkt, aber gleichzeitig auch der Service reduziert – zumindest Vorerst. Statt einem heißen Essen wurde bei Kingfisher Red Service nur ein leichtes Sandwich gereicht.

Kingfisher Red Service fliegt neben einer Kosten sparenden Flotte von insgesamt 10 ATR-Maschinen mit acht eigenen Maschinen des Typs A320. Neben den eigenen Maschinen kommen zum Teil Maschinen des Typs A319 von der Mutter Kingfisher Airlines zum Einsatz.

Meinung: Kingfisher Red Service haben wir für euch zum Einstiegspreis von 47 Euro auf der Strecke Bhubaneswar-Bangalore getestet. Leider hat Kingfisher Red Service uns etwa 48 Stunden vor Flug informiert, dass sie „ab sofort“ den kostenlosen Bordservice einstellen. Angesichts der doch recht hohen Preise bei Kingfisher Red Service ist der Schritt nicht nachvollziehbar, da das Preisniveau seit der Gründung von Kingfisher Red Service der Kingfisher Airlines angepasst wurde und nun Hochpreis-Niveau zum Service einer Billigairline geboten wird. Darüber kann auch das PTV (persönlicher Bildschirm) in jedem Sitz nicht drüber hinweg täuschen, dass man nun auf den Strecken, wo ein Airbus eingesetzt, mehr als das doppelte gegenüber IndiGo und SpiceJet bezahlen muss, mit identischem Bordservice.

Passagiere fragten erstaunt während unseres Fluges nach dem gewohnten kostenfreien gebotenen Bordservice. So kann man sich auch Passagiere vergraulen, die wohl in Zukunft auf dieser Strecke eher AirIndia zum identischen Preis buchen werden.

Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Fortführung vom Kingfisher Red Service allerdings ungewiss. Nach dem Wegfall des kostenfreien Bordservices sind wohl verständlicherweise auch die Passagierzahlen eingebrochen und Kingfisher berät immer noch darüber, ob Kingfisher Red Service eine Zukunft hat…

Jet Airways Konnect wurde auch infolge des hohen Konkurrenzkampfes von Jet Airways, der ältesten indischen Airline gegründet. Jet Airways Konnect fliegt vor allem im Süden Indiens ab Bangalore sowie Chennai, wie aber auch zahlreiche Zubringerdienste ab Delhi. Zurzeit besitzt Jet Airways Konnect eine kostensparende Flotte von 20 Maschinen des Typs ATR72. Daneben kommt aber auch eine Mischflotte von Boeing 737-700 und Boeing 737-800 zum Einsatz, die von Jet Airways unter der Marke Jet Airways Konnect geflogen werden.

Bei Jet Airways Konnect kostet – parallel zu Kingfisher Red Service, IndiGo und SpiceJet – der Bordservice Geld. Während auf den kurzen Strecken, durchgeführt von Maschinen des Typs ATR neben kaufbaren Getränken kostenloses Mineralwasser ausgeschenkt wird, gibt es auf Flügen – durchgeführt von Maschinen des Typs Boeing 737-700 sowie – 800 – die Möglichkeit preisgünstige Essen während der Buchung vorzubestellen. Preislich liegt Jet Airways Konnect auf den längeren Strecken ab einer Stunde Flugzeit oft unter Kingfisher Red Service.

Meinung: Jet Airways Konnect haben wir für euch auf der kurzen Strecke zwischen Bangalore in die Hauptstadt des indischen Bundesstaates Tamil Nudu, genauer gesagt Chennai getestet. Preislich lag der Flug bei gerade mal 32 Euro – Buchung exakt einen Monat vor Flug – und damit auf gleicher Ebene wie auch SpiceJet, Kingfisher Red Service und IndiGo. Gepäck sowie der Einsatz der Kreditkarte bei Buchung ist wie bei allen indischen Airlines kostenfrei.

Der Check-in im sehr modernen Flughafen von Bangalore war zügig und effizient. Zum Einsatz kam eine in die Jahre gekommene Maschine des Typs ATR72, die komplett ausgebucht war. Überzeugt hat Jet Airways Konnect dennoch nicht, da der Bordverkauf sehr trostlos war und unser Flug mehr als 2 Stunden Verspätung hatte.

Neben den von FlyMartin persönlich getesteten Airlines  gibt es noch die aktuell expandierende GoAir, die ab Delhi ein paar Nebenstrecken preisgünstig bedient.

Als weitere Alternative in Indien gesellt sich zusätzlich auch noch JetLite hinzu, einer weiteren Billigairline von Jet Airways. JetLite fliegt momentan mit einer Flotte von neun Boeing 737-700 und neun Boeing 737-800 und hat sich auf nachfragestarken Flüge zwischen kleineren Städte wie Bhubaneswar-Raipur spezialisiert.

AirIndia, Jet Airways wie auch Kingfisher Airlines ist für den preisbewussten Traveller wohl keine Alternative, da die meisten Strecken nun auch schon von SpiceJet beziehungsweise IndiGo geflogen werden und dort das „Komplettpaket“ (Flug, optional Bordsnack) deutlich günstiger ist.

Als absoluter Preistipp empfiehlt sich ein Blick bei AirIndia Express, die aktuell mit einer modernen Flotte von 21 Boeing 737-800 fliegen und einzelne, niedrigpreisige Strecken zwischen Metropolen wie Mumbai und Delhi bedienen. Daneben bedient AirIndia Express auch preisgünstig Strecken von Delhi in den Süden des Landes. Als kleiner Tipp unter Insidern gilt in Indien die aufstrebende und kulturelle Metropole Kochi an der Malabarküste. Besonders empfehlenswert sind die Strände um Kochi.

AirIndia Express wurde hauptsächlich für indische Arbeiter gegründet, was sich im extrem günstigen Preisniveau wiederspiegelt. Das kleine aber feine Inlandsnetz von AirIndia Express ist dabei besonders günstig. Inklusive aller Gebühren und einem freien Gepäckstück beginnen die Preise bei AirIndia Express ab kostengünstigen 19 Euro und damit fast auf dem selben Preisniveau wie in Europa.


Persönlicher Tipp: Sofern AirIndia Express nicht zufällig eure Wunschstrecke fliegt, bucht eure Flüge bei Jet Airways (durchgeführt von der Kosten sparenden Alternative Jet Airways Konnect) sowie Kingfisher Airlines (durchgeführt von der günstigeren Alternative Kingfisher Red Service) mit Country of Residence (Wohnort) in Indien. In diesem Fall spart man gegenüber der Buchung mit Wohnortwahl Deutschland bis zu 50 Euro pro Flug. Im Gegensatz zu anderen Ländern (Peru, Argentinien ..) wird dies in Indien problemlos honoriert. Ich bekam weder bei meinem Jet Airways Konnect Flug, noch auf dem Kingfisher Red Service diesbezüglich irgendwelche Rückfragen.

Fazit: Von den vier getesteten Airlines hat mir persönlich IndiGo am besten gefallen. Verständliche Homepage, schnelle Buchungsmöglichkeit, pünktlichster Flug, bester Flugkomfort und bester Bordsnack. Da hat einfach das Gesamtpaket gestimmt.


FlyMartin

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