Reise-Magazin

Die neue Eurowings-Langstrecke – eine Analyse

Im Rahmen der ITB hat der Lufthansakonzern die neuen Strecken und Eckpreise für die neue „Billigflugmarke Eurowings“ auf der Langstrecke vorgestellt und zur Buchung freigegeben. Zeit für eine umfassende Analyse und einen Ausblick – sowie die Marktsituation.

 


Streckennetz und Frequenzen

Die neuen Lansgtrecken von Eurowings – operated bei Sun Express Germany – starten zunächst ab Köln-Bonn. Ein Airport, der zwischen Düsseldorf und Frankfurt liegt – Brüssel und Amsterdam sind nicht weit. Die geringen Frequenzen sprechen daher vor allem den lokalen Markt an. Bei den Strecken setzt die neue Eurowings zunächst auf klassische Sonnen- und Urlaubsdestinationen in geringer Frequenz – ähnlich wie Condor, Tuifly operated by ThompsonFly ab Hamburg oder die Ferienflüge von Air Berlin.

Viele Experten sprechen daher auch von einer Condor „Reloaded“. Condor war viele Jahre der Ferienflieger der Lufthansa, bevor der Konzern vor einigen Jahren entschied, sich vom touristischen Segment und Privatreisemarkt zu verabschieden und sich von der Condor Beteiligung trennte. Beachtenswert – man fliegt in Bangkok nach Don Mueang (DMK) – stadtnäher gelegen und Billigflughub sowie Air Asias thailändische Hauptbasis. Günstige Anschlüsse sind also möglich.

 

Fazit: Die neue Eurowings kommt aktuell -weitere Strecken sollen sbekanntermaßen Folgen – eher als dritter Deutscher Ferienflieger denn als Billigflieger daher. Das muss nicht schlecht sein, für den Anfang auf bewährte Strecken – mit einer anfänglichen Grundauslastung aus Veranstalterkontingenten – zu setzen. Für den Endkunden ist es gut: Die Preise zu Ferienzielen ab Deutschland waren wegen mangelnder Konkurrenz bislang viel zu hoch.

 

Tarifsystem

Ein modernes und zeitgemäßes Tarifsystem in Oneway-Pricing, das sich an den modernen und mündigen Kunden richtet, der vergleicht und sich an den erfolgreichen Konkurrenten Jetstar, Norwegian und Air Asia X orientiert. Drei Tarifstufen werden angeboten – und das ist im 21. Jahrhundert wichtig – jeder kann selbst entscheiden, was er zukaufen möchte. Fliegen nach Wunsch und Bedürfnis. Basic beinhaltet nur den Flug. So kann der Kunde selbst entscheiden, ob er nur fliegen möchte oder nur Gepäck oder nur eine Mahlzeit hinzubuchen möchte. Wer z.B. ohne Aufgabgegepäck reist und nur eine Mahlzeit wünscht, kann deutlich sparen.

Wer wie gewohntmit Gepcäk, Mahlzeiten und Getränken – auf der Langstrecke ja durchaus angenehm – reisen möchte kann den Smart-Tarif auswählen: Mahlzeiten, Getränke,Gepäck und Sitzplatzreservierung sind inklusive. Das kostet 50€ pro Strecke Aufschlag. Der Best-Tarif verspricht Loungezugang, 2 Gepäckstücke a 23 kg,Bordunterhaltung und einen Premium-Sitz. Auf der Strecke nach Dubai startet dieser Tarif bei 399€ oneway.

 

Fazit: Der Kunde bekommt die Wahlfreiheit – Basictarif plus gewünschte Add-Ons oder Tarif mit allem drin. Das ist positiv – wer ohne Aufgabegepäck reist profitiert. Modernes Baukastensystem.

 

Preise

Los geht ab 99€ nach Dubai und ab 199€ nach Bangkok. Karibikziele starten ab 229€ jeweils im Basic-Tarif. Für Normalpreise im Marktumfeld . Angebote für um die oder unter 200€ nach Dubai – meist sogar mit Gepäck gibt es häufiger und ab vielen Airports, z. B. mit Pegasus Airlines bei den bekannten 30% Aktionen. Selbst 5* Airlines wie Emirates oder Etihad aber auch Lufthansa selbst sind über Veranstalterrestkontingente oft für ca. 250€ roundtripp inkl.Gepäck & Service zu buchen. Mit Wizzair – also dem Basic-Tarif vergleichbar – geht es teilweise ab etwa 70€ pro Weg von Deutschland via Budapest, Bukarest, Sofia nach Dubai.

Der Smart-Tarif kostet nach Dubai 300€ oder nach Bangkok 500€. Zum Vergleich: Emirates, Etihad, Qatar, Finnair und Turkish Airlines verkaufen Bangkok regelmäßig für Preise zwischen 460€ bis 499€. Und das im Fall von Emirates mit 5* Service, Rail&Fly ab jedem Deutschem Bahnhof (kostet bei Eurowing ca. 30 extra pro Strecke). In Richtung Karibik fliegen Jetairfly, Arkefly, Tuifly ein wenig günstiger, Condor & air Berlin im selbem Rahmen. Wir hier der Smart-Tarif mit den Angeboten anderer Airline verglichen – liegt man bei um die 550€. Dafür fliegen auch Delta, KLM, Air France und Co in die Karibik.

 

Fazit: Kein großer Wurf – aber auch nicht übertrieben teuer. Die Eckpreise sind halbwegs okay – sofern es eine hohe Verfügbarkeit gibt und es in Aktionen auch günstiger wird. Billigflieger ist das aber nicht. Die vom Lufthansa-Vorstand genante 30% Ersparnis bei den Kosten u.a. dadurch, das Eurowings drauf steht aber Sun Express drin ist – also die Flüge durchführt -, wird nicht konsequent an den Kunden weitergeben. Das mag sich in Preisaktionen ändern, wenn die Kunden ausbleiben. Möglicherweise sind die Preise auch ein erster Test um festzustellen, wie viel die Kunden bereit sind für ein „Billigflieger“-Produkt zu zahlen. Zum Vergleich: Norwegian fliegt z.T. ab 99€ Aktionspreis bzw. 115€ Regelpreis über den Atlantik z.B. nach New York. Air Asia bietet oft Flüge von Kuala Lumpur nach Melbourne oder Sydney für 80€ bis 100€ – jeweils mit einer Leistung die mit dem Basic-Tarif vergleichbar ist.

 

Zukunftsaussischten

Als Ferienairline mit geringen Frequenzen ist Platz am Markt – da es ab Deutschland im Vergleich z.B. zu Frankreich oder Italien nur sehr wenige Ferienlangstrecken gab. Eine neue Konkurrenz für die Golfairlines, Turkish Airlines oder Pegasus Airlines ist es so freilich nicht. Mit Etihad, Emirates, Qatar Airways und Turkish Airlines kann man mehrmals am Tag nach Bangkok fliegen – wenn man zwei Meals bei Germanwings bestellen oder Smart buchen würde praktisch zum selben Preis oder günstiger. Und das bei besserem Service. Für Kölner mag es wegen dem Nonstopflug eine Alternative sein – wer aber aus Hamburg, München oder Berlin reisen möchte und 30€ für den Zubringer zuzahlt (460€ return im Basic) fliegt zum selben Preis besser mit einer 5* Airline All-Inclusive in modernsten Geräten wie dem Dreamliner, dem Airbus A 380 oder dem A 350 mit ausgefeilter Bordunterhaltung, schmackhaften Spreisen und z.T. integriertem Rail&Fly. Auf diesem Preisniveau sind keine großen Wachstumschancen in Richtung Asien zu sehen. Flüge nach Nord& Südamerika hätten Potential da die Konkurrenz wegen der großen Transatlantik- -Joint-Venture mit vom Kartellamt erlaubter Preisabsprachen und Erlösteilung kein echter Markt existiert und die Erlöse der Airlines durchdas Oligopol extrem hoch und die Preise in der Hauptsaison mehrere 100€ zu hoch sind. new york, Washington, Chicago, Philadelphia und die recht kurzen Langstrecken würden für 115€ ähnlich wie bei Norwegian sowie 30€ für den Zubringer sogar mehrmals täglich laufen. Kommen wird es aber wohl nicht – immerhin ist Lufthansa einer Hauptnutznießer der TATL-Joint Ventures und der daraus resultierenden Mondpreise.

Fazit: Die Erfolgsaussichten sind schwer zu beurteilen – die Konkurrenz nach Asien&Dubai groß. Für ein Urteil ist es noch zu früh – aber für einen Billigflieger ist es zu teuer und Richtung Asien im Smart-Tarif (es ist nicht auszugehen das es besser sein wird als LH-Mainline) nicht gut genug. Es wirkt eher nach grauem Einheitsbrei statt nach spekatkulärer Neuerung. Aufgrund des uscnharfen Profil ist es fraglich ob es ein Erfolg wird – ein Versuch ist es aber wert. Denn Konkurrrenz tut den Preisen gut.

 

Wer profitiert von Eurowings?

Profitiert ein Extrem Bilig Reisender? Die Antwort lautet Jaein. Als return lohnt es kaum. Wer sich aber selbstständig eine Weltreise mit Billigfliegern zusammenbastelt, wer nicht weiß ob er 2-3 oder 6 Monate in Südostasien Backpacken will, Austauschstudenten, Erasmus-Studenten, Au-pairs die früher teure und umbuchbare Returntickets bei Hochpreisairlines gebucht haben profitieren. Für die Exbir-Zielgruppe also eindeutig ein Fortschritt – eine Oneway-Alternative mehr beim Backpacken. Nun kann man einfach nur Hinfliegen und den Rückflug erst dann buchen wenn man das Datum kennt. Selbst wenn das Ticket dann 250€ oneway kostet ist es noch immer günstiger als Hochpreis-Airline-Onewaytickets. Der normale Urlauber der einen Hin- und Rückflug bucht und ggf. etwas gönnen möchte wenn man nur 1x im Jahr auf Lansgtrecke geht bringt das Konzept nichts: Mit Gepäck&Essen sind die Golf-Airlines billiger – und besser sowieso.

Fazit:  Daher akzeptabel sofern es auch Preisaktionen gibt in denen es billiger wird. Ein großer Wurf oder sensationell ist das ganze nicht. Interessant sinddie Preise vor allem für Reisende die nur einen Oneway brauchen da Sie vom zielort aus weiter reisen oder sich noch nicht festlegen möchten wann sie zurückkehren möchten (z.B.Erasmus-Studenten, Au-Pairs). Diese haben unter dem returnbasierten Tarifsystem der altmodischen Airlines besonders gelitten.    Christian Maskos