Reise-Magazin

Germanwings übernimmt weitere Lufthansa ab Tegel und Hamburg

Von Berlin-Tegel fliegt Germanwings ab dem 27. Oktober 2013 nach Birmingham, Bologna und Genf. Ab dem 13. November 2013 startet die Airline auch nach Nürnberg und Rom. Einen Tag später wird Bukarest in den regulären Flugplan aufgenommen. Die Verbindungen nach Helsinki, Mailand und Wien werden ab dem 27. November 2013 übernommen. Germanwings pendelt ab dem 27. Oktober 2013 auch zwischen Hamburg und Moskau-Vnukovo.

Passagiere, die auf diesen Strecken Flüge der Lufthansa gebucht haben, werden automatisch auf den entsprechenden Germanwings-Flug umgebucht. Business Class-Passagiere werden auf allen Strecken, auf denen der Best-Tarif verfügbar ist, in die voll flexible Klasse von Germanwings umgebucht.

Exbir-Kommentar: Ein Desaster für Lufthansa und ein Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit ein marktfähiges Produkt anzubieten ist die Rückgabe der Strecken ab Berlin an Germanwings.  Erst vor gut einem Jahr hatte Lufthansa mit viel Medienrummel und Werbung zahlreiche Strecken wie Bukarest, Moskau oder Zadar von der ehemaligen Günstigfluglinie übernommen, um diese unter eigener Marke zu fliegen und mit Einstiegspreisen ab 49€ sowohl Privat- als auch Geschäftsreisende anzusprechen.  Ein zu hoch angesetzter Einsteigspreis, der Zwang, Aufgabegepäck zwangsweise mitbezahlen zu müssen, und die vermutlich unbequemste Kabine der Welt (NEC) ließen das Projekt scheitern – jetzt rudert der Kranich zurück.  Anstatt sich dem Markt anzupassen, wie es andere Airlines tun, und auf die neuen Reisewünsche von flexiblen Privatreisenden zu günstigen Preisen einzugehen, wurde wieder ein altomdisches Produkt mit Bart geboten:  Dabei gibt es weltweit Beispiele wie man das besser machen kann – sogar in der eigenen Star Alliance:  Air New Zealand macht es zum Beispiel vor:  Dort gibt es einen günstigen „Seat“  Tarif , also ein Tarif, wo man nur einen Sitzplatz kauft – ohne jeden Service und ohne Nutzung des Bildschirms im Vordersitz. .  Diese beginnen ab 29$ (19€) auf Inlandsflügen – also in etwa dem alten Germanwingspreis und dem Preis, ab dem Airlines auf kurzen Hüpfern die variablen Kosten, die durch den zusätzlichen Passagier entstehen, decken können (Anmerkung der Redaktion:  Fixkosten wie Overhead, Werbung, Leasing-Raten sind bei dem Denkmodell ausgeklammert, da das Flugzeug für die „Schlipssträger“ und Vielzahler ohnhehin fliegt und diese Kosten auf diese Gäste umgelegt werden).
Für wen Geld keine Rolle spielt oder wer einen Flug vom Arbeitgeber bezahlt bekommt, für den bietet Air NewZeland ein Produkt namen „The Works“ – ein Topp-Economy-Produkt mit gutem Mealsservice und Bordunterhaltung. Über Offline-Reisebüros, also dort wo Menschen buchen, die sich nicht informieren und vergleichen möchten, sondern bereit sind, viel Geld für Bequemlichkeit auszugeben, sind nur die teuren Tarife buchbar.   Ein Modell des 21. Jahrhunderts.
Das neue Germanwingsprodukt bietet ja ähnliche Abstufungen an –  jedoch startet es mit einem Preis, den man von einer Luxusairline erwarten würde, und bekommt für den Mehrpreis des Best-Tarifs auch keinen ausreichenden Mehrwert.  Die Idee geht in die richtige Richtung – wenn man aber bedenkt, dass die beste Fluglinie Europas Turkish Airlines  im Inland Tickets für 19€ abgibt auf 2 Stunden-Strecken inklusive Top-Service, fragt man sich, wen oder was Lufthansa erreichen will.  Eine gute Idee mal wieder nicht zu Ende gedacht. Zumal der klassiche „Geld ist mir egal“-Typ irrationaler Weise wegen der relativ wertlosen Meilen (mit Zeitungsabos gibts die viel günstiger) aus seiner Abneigung kein Hehl macht:  „Ich zahle Dreistellige Beträge und sitze im Billigfliege“.  Diese zwar treue, aber immer kleiner werdende Gruppe zumeist älterer und solcher Flugäste, die nicht wissen, was das Internet ist und nicht vergleichen können, vergrätzt Lufthansa mit der Umstellung. So dass es einfacher gewesen wäre, den Einstiegspreis von 49€ auf 29€ – für die Marke Lufthansa hätte der eine oder andere das ausgegeben –  zu senken und dafür Gepäckgebühren einzuführen.  Damit wäre man gegen Ryanair und easyJet konkurrenzfähig gewesen –  so geht diese Runde aber ganz klar an die Orangenen, die scheinbar keine Passsagiere durch den Lufthansa Einstieg in Berlin verloren hatten.   Übrigens – eine Bauchlandung mit Ansage –  auch Lufthansa Italia konnte sich nicht gegen easyJet und Ryanair in Bergamo durchsetzen.  Scheinbar hat das Management es erkannt, dass für das Produkt Lufthansa keine ausreichenden Kunden mehr da sind –  aber statt das Produkt zu modernisieren, wird an quasi Monopolstandorten Frankfurt und München – wo andere Fluglinien über unrealistische Flugahfengebühren ausgepreist werden – an Falschem festgehalten und an anderen Standorten der Verkehr an Germanwings abgetreten.