Magazin Reiseberichte

Madagaskar – Lemuren, Strände und Regenwälder

Reisebericht    

Die in der Wildnis Madagaskars gestrandeten Zootiere aus dem computeranimierten Trickfilm gleichen Namens haben wir nicht gesehen – aber die putzigen Lemuren haben wir getroffen.
Unsere Madagaskar Reise führte uns in die drei größten Städte, dazu sind wir mit dem Flugzeug noch
in entlegene Gegenden geflogen, die nur mit einer 24 stündigen Fahrt im Buschtaxi zu erreichen gewesen wären.

von Wolfgang Hesseler

Strand auf Madagaskar in Sambava.

Etwas Statistik zu Madagaskar
Madagaskar ist ein Inselstaat vor der afrikanischen Südostküste mit rund 25 Millionen Einwohnern.
Und Madagaskar ist groß, es ist der flächenmäßig zweitgrößte Inselstaat der Welt. Aufgrund der
schlechten Infrastruktur und hohen Flugpreisen ist es unmöglich,
das Land komplett zu sehen, ohne Monate dort zu verbringen. Von daher sollte man sich auf einige Regionen beschränken, wenn die Zeit und das Budget limitiert sind. Es bietet sich an,
sich auf die Zentralregion um die Hauptstadt Antananarivo, oder kurz Tana, zu konzentrieren. Es war ein klasse Trip nach Madagaskar, mit einem Hauch Abenteuer, weil
nicht alles vorab planbar ist. So fahren Buschtaxis erst los, wenn sie voll sind. Das kann nach ein paar Minuten sein, sich aber auch Stunden hinziehen. Wir entschieden
von Tag zu Tag, was wir machen. Ich würde Madagaskar als mittelmäßig entwickelt einstufen. Es war z.B. deutlich besser entwickelt als Uganda, wo ich ein
paar Monate zuvor war. Die Straßen sind vergleichsweise sauber und nicht vermüllt. Zu Mauritius gibt es allerdings noch eine große Lücke. Die Straßen sind teilweise
eine Schlaglochpiste.

Anreise
Ivato Airport (TNR) ist der Hauptflughafen von Antananarivo. Air France, Turkish Airlines, Air Austral, Airlink, Air Mauritius, Comores Aviation, Kenya Airways, Interair South Africa and Air Madagascar fliegen hierhin.
Einzige Möglichkeit, um vom/zum Airport zu kommen ist ein Taxi für umgerechnet rund 15€. Am besten man bestellt schon gleich eine Abholung durch das Hotel.
Je nach Tageszeit fährt man eine halbe bis ganze Stunde in die Hauptstadt.

Visum
Bei Einreise muss man ein Visa on Arrival kaufen. Dieses kostet derzeit 35€ für bis zu 30 Tage Aufenthalt.

Die Hauptstadt Antananarivo.

Sprache
Die Amtssprachen auf Madagaskar sind Malagasy und Französisch. Englisch wird fast nur im Tourismus gesprochen, etwa in Hotels. Ohne Französisch
Kenntnisse wird es auf der Straße schwierig. Immerhin, die Malagasy Worte „Pipy“ und „Kaka“ auf öffentlichen Toiletten sind selbsterklärend.

Geld
Die Währung Madagaskars ist der Ariary. Ein Euro entspricht etwa 3850 Ariary. Die Geldautomaten funktionieren auch mit deutschen Kreditkarten. Es empfiehlt
sich aber dennoch ein Backup von Bargeld, da die Geldautomaten öfter mal leer sind, insbesondere am Flughafen.

Antsirabe.

Internet
Fast alle Hotels haben gutes WiFi. Wer aber auch z.B. auf den langen Fahrten online sein möchte, sollte sich eine lokale SIM Karte zulegen.
Am Flughafen kostet diese umgerechnet nur 25 Cent. Aber es gibt zumindest beim Anbieter Airtel einen deutlichen Aufschlag auf die Aufladung. Am besten man holt sich eine
SIM Karte und nur wenig Guthaben. Die Aufladung für die volle Zeit und Daten holt man dann in der Stadt nach. Für umgerechnet 1,50€ bekommt man so 275 MB gültig für sieben Tage.
Perfekt ist das Internet mit lokaler SIM Karte aber auch nicht immer. So wurden öfter keine Daten übertragen, auch wenn LTE angezeigt wurde.

Buschtaxi auf Madagaskar.

Buschtaxi
Das Taxi-brousse, übersetzt Buschtaxi oder Sammeltaxi, ist das Haupt-Fortbewegungsmittel auf Madagaskar über lange Distanzen. Und das kann hier wirklich
lang bedeuten. Von der Hauptstadt in eine Stadt im Südosten der Insel sind es z.B. knapp 1200 Kilometer Luftlinie – und da ist die Fahrzeit mit 60 Stunden angegeben.
Dies liegt u.a. an sehr schlechten Straßenverhältnissen, wo teilweise ein Allrad erforderlich ist. Auf den besseren Strecken um die Hauptstadt wird ein Minibus
eingesetzt mit vier mal vier Sitzen plus zwei vorne. Da werden dann aber pro Reihe gleich fünf statt vier Leute reingequetscht. Aufgrund des günstigen Fahrpreises
(8 Stunden Fahrt kosten gerade mal 5€ umgerechnet) empfiehlt es sich durchaus, einen freien Nebenplatz zu kaufen, so dass die Fahrt deutlich besser erträglich ist.

Ein Ententaxi in Antananarivo.

Ententaxi
Aufgrund des schlecht ausgebauten Nahverkehrsnetzes muss man innerhalb von Städten auf Taxis zurückgreifen. Die sind vergleichsweise günstig, aber es muss vor
einer Fahrt immer verhandelt werden. Für umgerechnet zwei bis drei Euro wird man in Antananarivo im touristisch interessanten Bereich gefahren. Hier hat das
Ententaxi sofort mein Herz erobert. In Deutschland und auch Frankreich sieht man den Citroën 2CV, gemeinhin bekannt als Ente, nur noch selten. In Antananarivo haben
ausgemusterte Fahrzeuge aus Europa ihr zweites Leben als Ententaxi bekommen. In anderen Städten Madagaskars sind hingegen die dreirädrigen Tuk Tuks aus indischer Produktion
verbreitet. Auch Fahrradtaxis oder gar Handkarren, die von laufenden Menschen gezogen werden gibt es in kleineren Städten.

Palme mit Air Madagascar Flugzeug.

Flüge
Flüge innerhalb Madagaskars sind extrem teuer. Air Madagascar verlangt für einen Domestic Flug über 250€, oneway wohlgemerkt.
Vor Ort gebucht kann man rund 30% sparen. Wer mit Air Madagascar auf der Langstrecke geflogen ist, bekommt ganze 50% auf den reinen Flugpreis.
Bedenken sollte man, dass die Flüge oftmals ausgebucht sind, was einer kurzfristigen Planung vor Ort entgegen steht.
Die neu gegründete Madagasikara Airways fliegt in Aktionen ab etwa 75€ oneway.
Wir hatten einen günstigen Flug bei Air Madagascar von Toamasina nach Réunion gebucht, der gestrichen wurde. Durch eine kulante
Umbuchung konnten wir einige Domestic Flüge einbauen, bevor es von Tana nach Réunion ging.

Antananarivo.

Antananarivo, die Hauptstadt Madagaskars
Antananarivo ist mittelmäßig afrikanisch, d.h. relativ sauber und nicht so chaotisch wie es z.B. Kampala, die Hauptstadt Ugandas war.
Sie liegt in rund 1300 Meter Höhe, weshalb die Temperaturen hier auch sehr erträglich sind. Sehenswert sind u.a. der Präsidentenpalast und der Rova von Antananarivo,
der ehemalige Königspalast.

Ambohimanga.

UNESCO Welterbe Ambohimanga
Ein wirkliches Highlight ist der Königshügel von Ambohimanga, rund 20 km von der Hauptstadt Madagaskars. Er war bis 1794 Sitz der Könige
der Merina und bis 1897 Grabstätte der Könige von Madagaskar und ist seit 2001 UNESCO-Weltkulturerbe.
Eine weitere Attraktion is der Lemurs‘ Park rund 25 Kilometer von Antananarivo entfernt. Lemuren gehören zur Gruppe der
Feuchtnasenaffen und sie gibt es ausschließlich auf Madagaskar, sowie einigen umliegenden Inseln. Der natürliche
Lebensraum dieser niedlichen Tiere ist an den Küsten, weshalb sie im Park nur teilweise Nahrung finden und daher gefüttert werden müssen. Die Lemuren laufen im Park frei herum und sind an Menschen gewöhnt. Daneben gibt es auch
noch einige andere Tiere wie Schildkröten und Vögel, sowie viele Pflanzenarten.

Landschaft zwischen Antananarivo und Antsirabe.

Grüne Landschaften im Hochland
Mit dem Buschtaxi ging es dann von Antanarivo gen Süden rund vier Stunden vorbei an schönen grünen Landschaften nach Antsirabe, der drittgrößten Stadt
Madagaskars. Die Straßen waren unerwartet gut. Es wird sehr viel Landwirtschaft betrieben, so wurden viele Hügel terrassenförmig angelegt. Auch wird viel
Reis angebaut. Zusammen mit vielen Radfahrern hat es einen Hauch China.

Antsirabe.

Antsirabe
Mehrere Gebäude in Antsirabe zeugen von der französischen Kolonialzeit des letzten Jahrhunderts, u.a. das Thermalbad, das Hôtel des Thermes oder der Bahnhof.
Für die Rückfahrt von Antsirabe nach Tana wählten wir einen besseren Service. Statt in einem klapprigen Minibus mit fünf Leuten pro Reihe mit nur drei.
Preis für die rund dreieinhalb Stunden Fahrt waren nur umgerechnet rund 5€ pro Nase. Den Anbieter findet man hier.

Wäsche waschen am Fluss.

Im Buschtaxi nach Toamasina
Mit dem Buschtaxi fuhren wir weiter von der Hauptstadt Antananarivo in die zweitgrößte Stadt Madagaskars nach Toamasina. Die Stadt
liegt an der Ostküste der Insel und besitzt den wichtigsten Handelshafen Madagaskars. Die Güter werden mit zahllosen LKWs auch in die Hauptstadt transportiert,
weshalb die Straßen zwischen den beiden Städten in relativ guten Zustand gehalten werden. Die Fahrzeit für die rund 350 Straßenkilometer war mit rund sieben Stunden
angegeben, letztlich wurden es 8 1/2 Stunden. Die Fahrt führte durch grüne Landschaften, teilweise Regenwald. Auf der Fahrt sah man dann doch ärmliche Gegenden
mit Holzhütten, während es diese im Hochland um Antananarivo und Antsirabe kaum gab.

Toamasina.

Toamasina, die zweitgrößte Stadt Madagaskars
Toamasina, oder französisch Tamatave, ist nicht gerade reich an Sehenswürdigkeiten. Obwohl die Stadt am Meer liegt gibt, gibt es durch den Handelshafen
keine Promenade oder schöne Strände in der Stadt. Diese findet man aber rund 50 Kilometer nördlich in Foulpointe – Buschtaxis verkehren regelmäßig dorthin. Hierzu
eine kleine Anekdote wie man sie wohl nur in Afrika erlebt. Auf der Fahrt von Toamasina nach Foulpointe mit dem
Buschtaxi stieg kurz nach dem Busbahnhof eine
ältere Dame zu mit Einkaufstüten und einem lebenden Huhn in einem Korbgeflecht. Weil es im Bus schon zu voll war (fünf Leute werden in eine Reihe gequetscht in
denen es nur vier Sitzplätze gibt) wurde erstmal mit offener Tür weiter gefahren. Der Korb mit dem Huhn wurde dabei vom Ticketverkäufer festgehalten und
hing dabei aus dem Bus raus. Erst als sich eine Gelegenheit bot, wurde nochmal
angehalten, das Tier mit dem anderen Gepäck auf dem Dach verzurrt und die Fahrt konnte weiter gehen.

Schlaglochpiste zwischen Toamasina und Foulpointe.

Im Slalom um die Schlaglöcher nach Foulpointe
Die Straße von Toamasina nach Foulpointe war in einem deutlich schlechteren Zustand als die Strecke zwischen den beiden größten Städten Madagaskars.
Permanent mussten tiefe Schlaglöcher vom Fahrer umschifft werden. An der Straße standen immer wieder Frauen, die am Fenster des Buschtaxis ihre gekochten
„Leckereien“ anboten. Die Einheimischen nahmen das Angebot auch gerne an. Die Fahrt dauerte rund 1 1/2 Stunden.

Strand von Foulpointe.

Traumhafte Strände in Foulpointe
Foulpointe an der Ostküste nördlich von Toamasina bietet wahrhaft traumhafte Strände. Sie sind touristisch erschlossen, von Hotels, kalten Getränken bis zu Sonnenschirmen
ist alles vorhanden. Auf einer kleinen Bootstour zum Riff zeigte man uns Seeigel, Seegurke, Seesterne und andere Tiere des Meeres.

Übrigens fiel abends in Toamasina gleich zwei Mal der Strom aus. Unser Hotel hatte zum Glück ein Notstromaggregat, das Sekunden
später automatisch anspringt. Nur die Klimaanlage wird damit nicht versorgt.

Sambava.

Sambava
Nun durften wir Madagaskar auch mal fliegerisch erkunden. Vom Flughafen Toamasina ging es mit Air Madagascar in einer ATR 72-600 nach Sambava im Norden Madagaskars
mit Zwischenlandung in Maroantsetra. Obwohl es nur eine Zwischenlandung war und es im selben Flugzeug nach Sambava weiter ging, mussten alle Passagiere das Flugzeug
verlassen. Dann durften die Transitpassagiere zuerst boarden, danach die Maroantsetra neu zugestiegenen.

Auch Sambava im Nordosten Madagaskars bietet schöne Strände. Die sind nicht touristisch, es gibt keine Liegen oder Sonnenschirme. Touristen finden sich hier eher
selten aufgrund der Lage.

Buschtaxis in Sambava.

Flug nach Antananarivo
Der Flug von Sambava in die Hauptstadt Antananarivo in einer ATR 72-600 von Air Madagascar war ein etwas ungewöhnlicher. Hier wurde ein alter und offenbar sehr
kranker Mann liegend im Flugzeug transportiert. Die Sitze 3A bis 5A waren umgeklappt und ein Bett darauf befestigt. Der Mann war an einer Infusion angeschlossen, die
an den Bins befestigt war. Neben ihm saß ein Arzt, der nach ihm schaute. In Antananarivo angekommen, stand schon ein Krankenwagen auf dem Vorfeld bereit. Eine
Fahrt auf dem Landweg zwischen den Städten dauert rund 24 Stunden. Da ist der Luftweg ein deutlich schonenderer Transport. Laut Aussage des Flugbegleiters
kommt dies aber nicht häufig vor. Es sei dieses Jahr das erste Mal, dass er es erlebe.

Ententaxi vor dem Flughafen von Antananarivo.

Mit dem Ententaxi zum Flughafen
Aufgrund der späten Ankunft am Flughafen Antananarivo und frühen Abflugs am nächsten Tag wählten wir ein Hotel in Ivato. Geworden ist es das
Scaritel Hotel nur wenige Kilometer vom Airport entfernt. Gut für einen frühen Abflug bzw späte Ankunft, denn der Transport nach Antananarivo dauert durchaus
eine Stunde. Das Zimmer war vollkommen in Ordnung, hinreichend groß und sauber. Mit dem Ententaxi Baujahr 1979 ging es dann für umgerechnet 2,50€ vom knapp drei
Kilometer entfernten Hotel zum Airport Antananarivo zum Weiterflug nach Réunion.

{joscommentenable}