Tipps Kreuzfahrten

Geht das zu weit? Kreuzfahrtschiffe bald ohne konventionelle Rettungsboote?

Konventionelle Rettungsboote nehmen Platz an Bord weg: Die dänische Schifffahrtsbehörde (DMA) hat nun aufblasbare Rettungsboote offiziell zugelassen. Die Meyer Werft soll schon Kreuzfahrtschiffe mit aufblasbaren Rettungsbooten planen. Ein Sicherheitsrisiko?



Ich mache selbst gerne Kreuzfahrten und habe – zumindest bisher – auch auf großen Schiffen mit weit über 4.000 Passagiere (+ Crew) ein gutes Sicherheitsgefühl, sollte mal der Fall eintreten, dass das Schiff im unwahrscheinlichen Fall evakuiert werden muss. Auch wenn der verpflichtende „Safety Drill“ vor Abfahrt der Kreuzfahrt an der zugewiesenen Muster Station eher einem lustigen Kindergeburtstag als einer ernstzunehmenden Sicherheitseinweisung gleicht.

Ein Artikel im Web hat mich aber nun gewaltig aufhorchen lassen: Die Maritime Authority (DMA) (dänische Schiffahrtsbehörde) hat bereits im März 2019 das ‚Viking LifeCraft‘ als offizielles Rettungsmittel („novel lifesaving appliance“) für den weltweiten Einsatz zugelassen.

Dies ist kein konventionelles Rettungsboot, sondern ein Rettungsboot – was ähnlich zu den bekannten Rettungsinseln (die u.a. im Evakuierungsfall die Crew nutzt) – im Notfall einfach ausgeblasen wird und deutlich weniger Platz als ein normales Boot in Anspruch nimmt.{loadposition user8}
Die deutsche Meyer Werft soll sogar schon Kreuzfahrtschiffe planen, auf denen das „Viking LifeCraft“ als aufblasbares Rettungsboot für Passagiere zum Einsatz kommen soll.

Aus meiner Sicht ein großes Sicherheitsrisiko: Anders als mit konventionellen Rettungsbooten (hier erfolgt wöchentlich mit wechselnden Crewmitglidern eine durch den Safety Officer überwachte „Übung“ zur Handhabung eines Rettungsbootes) können mit den neuen aufblasbaren Rettungsbooten, da diese irgendwo auf dem Schiff verstaut liegen, keine regelmässigen Übungen vorgenommen werden.

Dies beeinträchtigt die Sicherheit der Crew und aller Passagiere. Denn ein einmaliges Training zur Handhabung der aufblasbaren Boote reicht bei weitem nicht aus, um im Ernstfall das gelernte während einer Panik durch Passagiere im Stress umsetzen zu können. Aus diesem Grund finden auch mit den konventionellen Rettungsbooten im laufenden Kreuzfahrtbetrieb Übungen statt, die jedes Crewmitglied an Bord mehrmals jährlich durchlaufen muss. 

Sollte sich in Zukunft eine Reederei für den Einsatz der aufblasbaren „Viking LifeCraft“-Rettungsbooten entscheiden, ist dies reinste Profitgier: Denn wie viele wissen, nehmen konventionelle Rettungsboote verdammt viel Platz weg. Wichtiger Platz, den eine Reederei z.B. für weitere aufpreispflichtige Restaurants mit Aussenflächen oder zusätzliche Kabinen nutzen könnte.

Da die Aktionäre der (Kreuzfahrt)-Unternehmen immer größere Gewinne erwarten, müssen sich die Reedereien immer neue Sachen einfallen lassen, um den Anforderungen der Aktionäre gerecht zu werden. Kreuzfahrten sind durch eine extrem hoher ganzjähriger Auslastung (95 bis 99,8% je nach Reederei) bereits jetzt hochprofitabel: Wenn der Platz dann zukünftig für weitere Balkonkabinen genutzt wird, steigen auch die Einnahmen pro Reise und somit gibt es eine Gewinnmaximierung pro durchgeführter Kreuzfahrt. Die Aktionäre freut es – und die Kunden leiden unter weniger Sicherheit im Notfall.  

Würdet ihr die Abschaffung von konventionellen Rettungsbooten hinnehmen oder solche Schiffe ganz einfach vermeiden und nicht buchen? Schreibt es unten mal in die Kommentare. Wir sind auf euer Feedback gespannt!

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