Magazin Reiseberichte

Geschafft: Ohne Gepäckgebühren zurück nach Hahn

Während ich diese Zeilen schreibe fliegt die EI-DPS gerade links von Pula mit Kurs auf Venedig. Der Flieger ist ziemlich voll und diesmal gab es für mich einen Gangplatz: Aber heute ist mir das Mal relativ gleich, denn ich bin froh, dass ich mit dem ganzen Gepäck überhaupt im Flugzeug sitze. Und mittlerweile habe ich auch nur noch einen Pullover und eine Jeans an.

Direkt hinter der Sicherheitskontrolle – also kann man mit dem Anziehen bis kurz vor dem Abflug warten da die Gepäckontrolle in Kos am Flugsteig stattfindet – suchte ich erst einmal einen Sitzplatz, was aber im dichten Gedränge der Hauptsaison nahezu unmöglich war, denn alleine Travel Service flog gleich drei Mal direkt hintereinander nach Prag sowie nach Brno und Ostrava sowie Ryanair nach Hahn und Rygge.

Somit war der einzige Platz den ich finden konnte meine Tasche abzustellen ein Sitz direkt vor der Warteschlange der Prag-Maschine. Etwas blöd zwar, wenn einem die Leute zusehen wie man 6 Paar Socken (kein Scherz) anzieht, die Jeans über den Badeshorts quetscht, die Unterhosen in die Hecktaschen der Jeans stopft, dann alle 5 T-Shirts übereinander zieht und am Ende noch den Pullover obendrüber. Nun war der Rucksack aber immer noch proppevoll, zu voll in jedem Fall für den Mini-Kasten in welche man die Gepäckstücke reinquetschen muss. Daher Trick 2: Die Taschen der Jeans komplett auffüllen, dann den Shorts drüber und die Taschen auffüllen und zu guter letzt die labbrige Jogginghose drüberziehen und auch die Taschen voll machen. Einige Magazine und Reiseführer ließen die Jogginghose während des Laufens nach unten rutschen und schauten „meterweit“ aus den Taschen heraus. Es war sonnenklar, dass ich zu viel Gepäck dabei hatte und cheate. In Stansted und Rygge hatte zuletzt niemand etwas gesagt. Doch diesmal ist der Drachen aufmerksam: „What is this, put this in the bag“. Leicht genervt von der Umpackerei antworte ich: „Why, I always travel like this, and nobody said anything even in Stansted!. Sie schnaufte und versuchte mir zu erklären, dsas dies nicht erlaubt sei. Ich fragte sie wo das steht, denn das Gepäckstück entspräche den Bedingungen und einzelne Magazine und Bücher in Kleidungstaschen seien offensichtlich kein Gepäck. Nach einem kurzen Hinweis, dass wir aber gerne zwecks Rückbestätigung in Dublin anrufen könnten, ließ sie mich ohne weiteren Kommentar durch. Also gerade noch einmal davon gekommen und Glück gehabt. Übrigens eine Regelung wieviele Kleidungsstücke man anhaben darf gibt es selbst bei Ryanair oder Spirit Airlines nicht, so dass man auch einfach seine gesamte Kleidung für den gesamten Urlaub anziehen kann. Auf dem Weg zum Bus ist mir dann die Hälfte aus den Taschen gefallen und ich musste es aufsammeln 🙂 Endlich im Bus packte ich dann erstmal um und zog die sechs paar überzähligen Socken wieder aus: Denn die Füße taten höllisch weh in den viel zu engen Schuhen. Gut dass ich extra für Ryanair immer die an sich etwas zu großen Schuhe mitnehme. Eigentlich Schade, denn diese ewige Gepäckprozedur am Gate macht mit viel von dem Flugerlebnis kaputt. Das muss man, bei aller Liebe zu Ryanair, die das Biligfliegen erst richtig in Europa eingeführt haben, so deutlich sagen.

Keine Sorge, ich bin nicht verrückt und tue mir das natürlich nicht immer an, sondern reise meist (bei kurzen Trips bis zu 14 Tagen geht das ja auch recht problemlos) mit passendem Gepäckstück, bzw ziehe eine zweite Hose und ein oder zwei Pullis übereinander. Aber nach knapp sechs Wochen auf Tour haben sich diesmal einfach zu viele Mitbringsel angesammelt, die alle irgendwie mitgeführt werden mussten. Puh, geschafft. Aus Erleichterung und gegen den Durst, denn es war 35 Grad in Kos habe ich mir nach dem ganzen Stress, ganz un-Exbir-mäßig heute erstmals auf mehr als 250 Ryanairflügen ein Getränk gegönnt. Das musste einfach sein. Denn ich spürte schon wie vor lauter Durst die Kopfschmerzen aufkamen. Und die kann ich, da ich heute Abend noch eine alte Freundin aus meiner Heimatstadt, die jetzt in Tier bei Hahn wohnt besuche, gar nicht gebrauchen. Ich habe immer noch Durst: Doch ein zweites Getränk ist natürlich nicht drin. Dafür gibt es dann gleich echtes Hahn-Wasser.

Die nächste Herausforderung steht noch bevor: Denn wenn der Flieger landet ist der im voraus gebuchte Filibco-Buis natürlich weg, denn Ryanair hat knapp vier Wochen vorher (den Bus habe ich natürlich um den Einsteigspreis noch zu bekommen schon im Mai gebucht) die Flugzeiten um vier Stunden verändert. Da man den Flug bei der Buchung angeben musste, hoffe ich das es irgendwie im System hinterlegt ist und ich einfach mit dem nächsten Bus mitfahren kann. Drei Stunden Wartezeit in Hahn – dem wohl langweiligsten und teuersten Flughafen im Ryanair Streckennetz – werden schnell zu Hölle. Doch wenn ich dann auch noch zum tagesaktuellen Kurs ein neue Ticket kaufen muss wäre das ein volles Desaster: Immerhin lande ich in Deutschland, so dass ich mir das Geld im Zweifel von Ryanair wiederholen kann. Nur ob sich der Ärger für 15€ lohnt?

Erst mal schauen, vielleicht zeigt man sich ja bei Filibco auch kulant und lässt mich mit dem späteren Bus fahren, denn es ist ja nicht ansatzweise meine Schuld. Und 5€ für die Fahrt nach Trier sind ja verglichen mit 5€ für einen Flug nach Faro oder Girona auch Wucher. Alleine deswegen müsste man mich eigentlich umbuchen. Wir werden sehen: Immerhin ist dieser Bus die günstigste Möglichkeit vom Hahn wegzukommen: Die absoluten Wuchertarife von Bohr-Reisen mit 16€ nach Köln kann und werde ich nicht mehr unterstützen!

Übrigens sind heute mal wieder ziemlich viele klassische Touristen, auch Pauschalreisende mit Urlaubstours und Ryanair, unterwegs, was man mal wieder daran germerkt hat wieviele Leute Ihre Sitzplatznummern suchten. Aber auch Ryanair lernt dazu: Auf diesem touristischen Flug gab es deutschsprachiges Personal, da viele der Mitreisenden heute scheinbar des Englischen nicht mächtig waren. Übrigens gab es die BILD an Bord zu kaufen, auch das in neu im Sortiment.

Der Kapitän war übrigens auffallend gesprächig und hat die Flugroute sehr genau beschrieben: Über Pula, Pescara, Bologna, Venedig und links vorbei an Memmingen (hieß das nicht München-West 🙂 ) nach Hahn.(C)