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Realsozialismus des 20. Jahrhunderts – wo gibts die besten Zeugnisse dieser Epoche?

Was ist kulturell, architektonisch und oft auch noch politisch von jenem „Realsolzialismus“ übriggeblieben, der Anfang der 70er Jahre seine Hochzeit hatte (Stichwort: Weltjugendfestspiele in der DDR 1973)? In den hier aufgelisteten Städten und Regionen könnt ihr einen Eindruck von dieser Zeit erhaschen.

1. Ganz weit weg und teuer: Pjöngjang

Pjöngjang, die Hauptstadt Nordkoreas. In Stichpunkten: Nach dem Koreakrieg in den 50ern wiederaufgebaut. Sozialistisches Stadtbild, viel Gigantismus, bis heute hält die nordkoreanische Führung im Kern am sozialistischen Planungsmodell der 50er Jahre fest.

Kim Statuen in Pjöngjang

Aber Vorsicht! Nicht alles in Pjöngjang ist „typisch sozialistisch“ – bei den bekannten Großdenkmälern für die Kims z. B. (siehe Foto) mischt sich sozialistischer Realismus mit Elementen aus der Tradition asiatischen Gottkaisertums. Und Marx-Engels-Lenin-Denkmäler sucht man in Pjöngjang vergeblich (es gibt nur die Kims).

2. Der Geheimtipp Harbin

Harbin im Nordosten Chinas – eine der Schwerpunkstädte des schwerindustriell geprägten ersten 5-Jahresplanes (1953-57) der Volksrepublik, der mit massiver Unterstützung der Sowjetunion umgesetzt wurde. Bis heute ist das Antlitz von Harbin und Umland – sowie weiter Teile Nordostchinas – stark durch die damaligen Wohn-, Industrie- und Verwaltungsbauten geprägt.

Zudem hat die Rote Armee Nordostchina von der japanischen Besatzung befreit und auch in Harbin einige Denkmäler hinterlassen (siehe Foto). Bis heute gibt es einen Stalin-Park.

Sowjetisches Ehrenmal in Harbin

3. Minsk – „sozialistischer” als gedacht

Minsk, die Hauptstadt der Belarus. Nach den Zerstörungen des II. Weltkrieg als typisch sowjetisch-sozialistische Stadt mit breiten Straßen und großen Parks wiederaufgebaut.

Bemerkenswert: Die Lenin-Denkmäler der Stadt wurden bis heute nicht geschleift!

4. Transnistrien

Transnistrien ist völkerechtlich eine Region Moldaviens, de facto aber ein eigener Staat. Ein Konfliktgebiet also.

Für unser Thema aber hochinteressant, denn: „An so gut wie jeder Ecke grüßt eine Leninstatue oder Leninbüste“, schreibt die FAZ. Und in der Staatsflagge finden sich weiterhin Hammer und Sichel! Die – von keinem (!) Staat der Erde anerkannte – Regierung bemüht sich zudem, eine zumindest „nichtkapitalistische“ (wenn auch nicht sozialistische) Politik zu verfolgen. Auch die Einreise ist verhältnismäßig einfach, wie ihr z. B. bei Wikitravel nachlesen könnt (freilich warnt das Auswärtige Amt, u. a., weil es vor Ort keine konsularische Vertretung gibt). Ein Tagestrip ist aber sicher immer drin, und es gibt sogar einen Veranstalter, der – neben anderem – eine „Sowjettour“ anbietet (Link).

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5. Ganz naheliegend – die Hauptstadt der DDR

bzw. der heutige Osten Berlins mit Alexanderplatz, Marx-Engels-Forum und Karl-Marx-Allee (Ausflüge zum Thälmann Denkmal am Prenzlauer Berg und zum Sowjetischen Ehrenmal im Treptower Park nicht vergessen!).

Leider ist die legendäre Karl-Marx Buchhandlung auf der Karl-Marx-Allee inzwischen geschlossen 🙁

6. Mitten in Europa: ein Museum der besonderen Art

Im georgischen Gori existiert ein Stalin-Museum, in dem das Wirken des sowjetischen Generalissimus bis heute in vielen Punkten eher positiv dargestellt wird.

Bezeichnend: Ein großes Stalin Denkmal in Gori wurde 2010 entfernt, dafür aber ein kleiners am Museum neu errichtet.

7. Kubas Socialismo Tropical – vom 20. ins 21. Jahrhundert

Der Sozialismus auf Kuba modernisiert sich und macht sich fit fürs 21. Jahrhundert. Mit wachsendem Erfolg.

Zeugnisse des „historischen“ Sozialismus des 20. Jahrhundert gibt es aber trotzdem noch genug: Etwa die russische (ehemals sowjetische) Botschaft im Botschaftsviertel von Havanna – ein monströser Großbau, der wie eine überdimensionale Handgranate aussieht. Oder das nie fertiggestellte Kernkraftwerk Juragua bei Cienfuegos, ein ambitioniertes, aber in den 80ern gescheitertes kubanisch-sowjetisches Gemeinschaftsprojekt.

Ho Chi Minh Stadt 2015

Dass ältere Hotelgroßanlagen in Badeparadiesen wie Varadero „typisch sozialistische Bettenburgen“ seien, ist aber eher ein Vorurteil. Dergleichen wurde in den 70er und frühen 80er Jahren z. B. auch in Spanien gebaut …

8. Vietnam feiert

Bei einen Besuch in Ho-Chi-Minh Stadt anlässlich des 40. Jahrestages des Endes des Vietnamkrieges (2015) sah der Verfasser dieser Zeilen im früheren Saigon Unmengen Großplakate mit sozialistischem Heroismus und AgitProp (siehe Foto). Das gab es bis 1989 auch in Osteuropas Metropolen. An normalen Tagen dominieren aber inzwischen in Vietnams Großstädten eher kommerzielle Werbeplakate.

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Extreme-Reiseziele 2017-05-05 20:43:20